Das heute vom Stadtrat präsentierte Siegerprojekt für den geplanten Ersatzneubau der Schulanlage Borrweg entspricht dem, was man in der Stadt Zürich bei neuen Schulanlagen erwarten muss: zwar kompakt, mit viel Freiräumen, funktional und nach den von der Stadt vorgegebenen ökologischen Kriterien, aber unnötig gross und teuer und unnötig langsam. Und dies, obwohl eine Klasse dank Skaleneffekten deutlich weniger kostet als im zuletzt genehmigten Schulhaus Allmend.
Unnötig gross und teuer: Um 18 Klassen unterzubringen, wird ein Raumprogramm mit insgesamt 118 Räumen vorgesehen (60 Räume für Schule und Betreuung, 9 Räume für das Schulpersonal und 49 Räume für den Bereich Hausdienst und Gebäudetechnik) – also über 6.5 Räume pro Klasse. Frühere Schulhäuser kamen mit einem Raumprogramm von rund 3 Räumen pro Klasse aus, bei durchaus nicht schlechteren Bildungsresultaten. Neben vom Volk abgesegneten und begrüssenswerten Anforderungen wie der Tagesschule treibt insbesondere die unreflektierte schulische Integration nicht integrierbarer Schüler/innen das Raumprogramm an. Diese ruft nach Gruppenräumen, wo diese Schüler/innen dann letztlich doch separiert werden, aber auch nach zusätzlichen Lehrkräften, die zu einem zügellosen Wachstum von Bezugspersonen und Räumen für das Schulpersonal führen. Hier zeigen sich neben den Personalkosten weitere versteckte Kosten der gutgemeinten aber so nicht umsetzbaren schulischen Integration. Aber auch die vom Gemeinderat mitverantworteten Maximalforderungen an die Gebäudetechnik führen zu zusätzlichen Nebenräumen. Im Raum bleibt die Frage: Braucht ein Schulhaus wirklich einen Raum pro drei Schüler/innen, um Bildung zu garantieren, oder liessen sich die Räume – trotz Tagesschule, welche zweifelsohne eine grosse Anzahl Räume erfordert - nicht stärker mehrfach nutzen?
Unnötig langsam: In der Stadt Zürich vergehen heute 8 bis 10 Jahre, bis eine Schulanlage effektiv bezogen werden kann. Dass es schneller gehen kann, zeigen unsere Agglomerationsgemeinden, aber auch private Bauherren, darunter auch Privatschulen. Auch dies hat mit dem städtischen Perfektionismus, dem «Züri-Finish» zu tun. Man baut für die Ewigkeit, anstatt mit etwas einfacheren und notfalls provisorischen Lösungen rasch dem Schulraummangel zu begegnen. Und so manche Verwaltungsabteilung packt auch noch ihre Sonderwünsche in die Projekte hinein, um sich eine Daseinsberechtigung zu geben.
Aus all diesen Gründen reichte die FDP 2018 eine Motion für die Erarbeitung einer gesamtstädtischen Strategie für ein Einheitsschulhaus ein. Diese hatte zum Zweck, schnelleres und flexibleres Bauen zu ermöglichen. Schulhäuser sind Zweckbauten. Sie müssen nicht jedes Mal neu erfunden werden. Die Motion wurde vom links-grün dominierten Gemeinderat selbst nach Umwandlung in ein Postulat abgelehnt. Die FDP weist in Anbetracht der momentan prekären Schulraumsituation nochmals mit Nachdruck darauf hin, dass Schulhäuser durchaus flexibler, schneller und ohne bildungsmässige Qualitätseinbussen auch günstiger gebaut werden können. Massiv schneller und massiv günstiger.
Das Dilemma der FDP
Obwohl dieses Schulhaus gross und teuer ist, wird die FDP und auch das Volk ihm zu guter Letzt doch zustimmen müssen. Es abzulehnen würde nämlich bedeuten, dass die Planung neu beginnt und der dringend benötigte Schulraum nicht rechtzeitig geschaffen wird. Dieses Dilemma hat der Stadtrat und insbesondere der Hochbauvorsteher geschaffen, in dem sie unbedacht mit den öffentlichen Mitteln umgehen und ihre Prozesse nicht optimieren. Dies auf dem Buckel der Schule zu sanktionieren wäre falsch. Umso mehr verlangen wir vom Hochbaudepartement ein grundlegendes Umdenken bei künftigen Bauten.
Die FDP fordert den Stadtrat auf, punkto Schulhausbauten endlich ernsthaft über die Bücher zu gehen.