Das Zürcher Schauspielhaus - Mehr Inhalt statt Hülle

Fraktionserklärung der FDP Stadt Zürcher zum Umbau des Pfauensaals

Es ist bereits der zweite Anlauf des Stadtrats, den Pfauen zu erneuern. Es ist bereits das zweite Mal, dass das Anliegen heftig umstritten ist. Sowohl beim Stadtparlament, wie auch in der Bevölkerung. Und erneut ist es dem Stadtrat nicht gelungen, eine klare Mehrheit vom Abriss des geschichtsträchtigen Saals zu überzeugen.

Eines Saals, in welchem Geschichte, Theater und Architektur einen gemeinsamen Erinnerungsort haben. Wo Künstler Widerstand gegen das Naziregime geleistet haben, wo grosse Namen wie Brecht, Dürrenmatt oder Frisch Uraufführungen und Erstaufführungen gefeiert haben. Eines Saals, dessen Atmosphäre mit dazu beiträgt, dem Alltag zu entfliehen und Theater zu einem Erlebnis zu machen. Und eines Saals, in welchem in den letzten 100 Jahren hochwertiges Theater stattgefunden hat und auch in den kommenden Jahren hochwertiges Theater stattfinden kann.

Denn Theater hängt nicht von Technik und Hülle ab, sondern in erster Linie vom Inhalt, von der künstlerischen Kreativität und der Begabung, das Publikum zu fesseln. In den letzten Jahren hat gerade dies zu wünschen übriggelassen. So bewegen sich die Auslastungszahlen des Schauspielhauses heute um die 64 Prozent. Zum Vergleich: Das Opernhaus, das hinter der Bühne mit seinen gewaltigen Bühnenbildern und Heerschaaren von Darstellerinnen und Darstellern fast noch beengtere Verhältnisse kennt, erreicht Auslastungswerte von um die 90 Prozent. Und auch das Theater Rigiblick, das nicht bis hin zum Jahresbericht auf Hochglanz poliert ist, kommt auf deutlich bessere Werte. Bei dieser Auslastung kann das Schauspielhaus problemlos auf einzelne Sitzplätze verzichten, zugunsten einer verbesserten Sicht.

Für bühnentechnische Experimente steht dem Schauspielhaus mit dem Schiffbau eine moderne, multifunktionale Bühne inklusive Probebühnen zur Verfügung, welche die Steuerzahlenden vor wenigen Jahren für teures Geld finanzieren musste. Wozu? Um im Pfauen das gleiche Spiel nochmals zu wiederholen?                                                                                                                                                               Für die FDP ist klar: Inhaltlich gibt es beim Schauspielhaus viel Luft nach oben. Da hilft auch die beste Technik nichts. Wir wollen Inhalt statt Hülle im Pfauen. Mit der von der Kommission beantragten Variante «Sanierung mit kleinen Eingriffen» kann der bedeutsame Saal erhalten bleiben. Zugleich können Akustik und Sicht für das Publikum optimiert werden. Zudem können Anlieferung und Probebetrieb durch einen LKW-Lift entflechtet werden.

Zusammen mit dem Schiffbau verfügt das Schauspielhaus somit auch in Zukunft über die Voraussetzungen, um dem Publikum hochwertige und vielfältige Theatererlebnisse bieten zu können.